Vilshofener Anzeiger vom 07.10.2021, von Helmuth Rücker

In der Klasse 7c der Neustifter Mädchenrealschule sind (v.l.) Selina, Rebekka und Sophia sogenannte Energiewarte. Sie haben dafür zu sorgen, dass das Luftreinigungsgerät zu Beginn des Unterrichts ein- und zum Schulschluss ausgeschaltet wird.
Der vorne an der Tafel heißt Franz, der hinten im Klassenzimmer Josef. Die Mädchen der Klasse 7c haben ihren beiden Luftfilter-Geräten einen Namen gegeben. Hätten sie gewusst, wie sehr sich der Ortenburger Bürgermeister reingehängt hat, damit ihre Realschule zum Schuljahresbeginn mit den Geräten ausgestattet wird, wäre eines davon Stefan (Lang) getauft worden. Der Bürgermeister stattete der Klosterschule gestern zusammen mit Landrat Raimund Kneidinger einen Besuch ab, um zu erfahren, ob es sich gelohnt hat, so viel Geld in die Reinigung der Luft in den Klassenzimmern zu stecken. Um die 272 Klassen, für die der Landkreis in den weiterführenden Schulen zuständig ist, mit Luftfiltern auszustatten, waren 1,1 Millionen Euro fällig. Zusätzlich wurden die Privatschulen im Landkreis beim Kauf unterstützt. Dafür hatte sich Stefan Lang stark gemacht.
36 Geräte, 50000 Euro
Wie so eine Unterstützung ausschaut, lässt sich an der Neustifter Mädchenrealschule anschaulich darstellen. Hier wurden 36 Geräte für die 14 Klassen und Fachräume angeschafft. Kosten: 50000 Euro. Der Freistaat zahlt die Hälfte, also 25000 Euro. Von den verbleibenden 25000 Euro übernehmen der Landkreis 12500 Euro und die Gemeinde 7500 Euro, so dass dem Kloster als Schulaufwandsträger nur noch 5000 Euro zu zahlen bleiben. "Wir sind sehr zufrieden", sagte Priorin Helene Binder und bedankte sich für die schnelle und unbürokratische Abwicklung, um die sich u.a. Verwaltungsleiterin Marianne Grasmeier gekümmert hatte.Die Klasse 7c hatte gerade Religion, als die Erwachsenen-Delegation anklopfte und um eine Unterbrechung des Unterrichts bat. "Ist die Luft gut?", wollte Landrat Raimund Kneidinger wissen. Die Mädchen nickten. Bisher war stets kräftig gelüftet worden. Manche frierende Schülerin hatte deswegen ihre Kuscheldecke von daheim mitgebracht und sich eingehüllt. "Und wie laut sind die Geräte?" In der Klasse stehen zwei. "Leiser als der Beamer", berichteten die Schülerinnen. Gelegentlich würden sie "hochfahren" und lauter werden, wenn die Luft schlecht sei, doch das passiere selten, da nach wie vor viel gelüftet werde. Das CO2-Messgerät habe bisher nicht angeschlagen, berichtet Rektorin Beatrix Kröninger. Der geräuschempfindliche Konrektor Michael Trapp lobte Franz, Josef & Co. als sehr angenehm und wartungsfreundlich. Die Filter werden alle zwei Wochen vom Hausmeister im Geschirrspüler gereinigt.
Diskussion um Sinnhaftigkeit ist verstummt
Landrat Kneidinger hatte zu dem Ortstermin auch Regierungsdirektor Armin Diewald und Kreiskämmerer Arnold Huber mitgebracht. "Das Geld ist gut investiert", sagten beide. Die Diskussion um die Sinnhaftigkeit der Geräte, wie im Kreistag geführt, sei verstummt.